Vorwort
Warum wir dieses Buch schreiben 8
Eine universelle Liebesgeschichte 12
Spontanheilung 17
Und wenn alles, was wir wissen, falsch wäre? 23
Man sieht, was man glaubt 30
Handle lokal – wirke global 56
Ein neuer Blick auf die alte Geschichte 76
Die Wiederentdeckung Amerikas 106
Vier apokalyptische Wahrnehmungs-Mythen 129
Erster Wahrnehmungs-Mythos: Nur die Materie zählt 136
Zweiter Wahrnehmungs-Mythos: Nur die Stärksten überleben 157
Dritter Wahrnehmungs-Mythos: Die Gene sind entscheidend 180
Vierter Wahrnehmungs-Mythos: Die Evolution gehorcht dem Zufall 201
Fehlfunktionen am Rand des Abgrunds 225
Geistige Gesundung 264
Wachablösung und die Wiederbelebung des Gartens 279
Fraktale Evolution 291
Wie im Kleinen, so im Großen 324
Ein einziger guter Rat 354
Ein Bund zur Stärkung des Gemeinwohls 382
Heilung des Staatskörpers 408
Eine ganz neue Geschichte 438
Danksagung 465
Modalitäten zur Veränderung von Überzeugungen 468
Literaturverzeichnis 471
Endnoten 473
Über die Illustration auf dem Buchcover 498
Über die Autoren 499
Warum wir dieses Buch schreiben
Hallo, ich bin Bruce Lipton. Und ich bin Steve Bhaerman.
Bruce: Wir heißen Sie zu unserem neuen Buch Spontane Evolution willkommen. In meinem vorigen Buch Intelligente Zellen lag der Schwerpunkt darauf, wie sich unsere Geisteshaltung und unsere Gefühle auf unsere Physiologie, unsere Biologie und den Ausdruck unserer Gene auswirken. Aber fast noch bedeutender ist, wie sehr auch unsere kulturellen und gesellschaftlichen Überzeugungen unsere persönliche Biologie und unser Verhalten beeinflussen. Die Gesellschaft beginnt zu erkennen, dass unsere gegenwärtigen Überzeugungen schädlich sind und dass sich unsere Welt in einer äußerst heiklen Situation befindet. Also wird es Zeit, dachte ich, allgemein bekannt zu machen, welche Rolle die neue Biologie und andere Erkenntnisse der Wissenschaft für unsere gesellschaftlichen Überzeugungen spielen und wie sie uns helfen können, mit unserer bedrohlichen Situation umzugehen. In diesem Buch erkläre ich viel über Biologie, Überzeugungen und Verhalten. Doch um die Botschaft wirklich verständlich zu machen, erläutert mein Freund Steve Bhaerman, wie sich diese Informationen auf unsere sozialen Strukturen, auf die Politik und auf unsere Wirtschaft anwenden lassen.
Steve: Seit 22 Jahren arbeite ich als kosmischer Komiker unter dem Pseudonym Swami Beyondananda. Komik ist ein wundervoller Weg, um die Wahrheit zu sagen und den Leuten unter Umgehung der mentalen Verteidigungsstrategien neue Informationen und Sichtweisen unterzujubeln. Bevor ich zum Swami wurde, war ich in meiner ersten beruflichen »Inkarnation« in den 1960er-Jahren als Politikwissenschaftler und Sozialaktivist tätig. In Washington D.C. gründeten wir eine alternative Highschool für Schüler, die über das traditionelle Schulsystem hinausgewachsen waren. Das waren aufregende Zeiten, in denen neue Ideen aufkamen und ausprobiert wurden. Leider musste ich mit ansehen, dass der wichtigste Teil des Tests – ob wir nämlich nach den großartigen Prinzipien, die wir verfochten, auch leben konnten – vielerorts nicht bestanden wurde. Zum Beispiel erinnere ich mich, dass ich einmal jemanden kennenlernte, der weltweit als Experte für gemeinschaftliches Leben galt. Leider konnte es niemand aushalten, mit ihm zusammenzuleben. Als ich erkannte, wie wenig ich das Ideal in die Realität umzusetzen wusste, machte ich mich auf eine 25-jährige Reise durch Psychologie, Selbsterkenntnis, Meditation und Spiritualität.
Im Lauf der letzten sieben Jahre hatte ich immer wieder die Idee, alle meine diesbezüglichen Gedanken und Erkenntnisse unter dem Titel Healing the Body Politic (Heilung des Staatskörpers) in Buchform zu bringen. Als ich Bruce kennenlernte, entstand der Plan, dieses Projekt gemeinsam zu verwirklichen. Bruce: In der Welt der Medizin gibt es manchmal Patienten, die als todkrank gelten; man wartet nur noch auf ihr Ende. Und dann passiert irgendetwas: In den Überzeugungen dieses Menschen findet ein grundsätzlicher Wandel statt – es geschieht eine Spontanheilung, eine spontane Remission, wie man das medizinisch nennt. Eben war der Patient noch sterbenskrank, und jetzt ist er völlig gesund. Das erschreckt die Mediziner, kommt aber gar nicht so selten vor, und jeder weiß, dass es das gibt. Die Erde und ihre Biosphäre – zu der wir auch gehören – sind ein integriertes lebendiges System. Das System scheint instabil zu werden, aber der Planet selbst ist genauso zu einer Spontanheilung fähig wie ein Individuum. Dazu ist jedoch ein grundlegender Wandel unseres Bewusstseins und unseres Selbstverständnisses notwendig. Wir haben den Begriff der Spontanheilung in den Mittelpunkt dieses Buches gestellt, weil wir meinen, dass die neuesten Erkenntnisse der Wissenschaft die allgemeinen Vorstellungen vom Leben von Grund auf verändern werden. Wir haben diese neue Wissenschaft in eine hoffnungsvolle Geschichte des zukünftigen Potenzials der Menschheit eingebaut, um die planetarische Heilung zu unterstützen.
Spontane Evolution verbindet heutige wissenschaftliche Erkenntnisse mit alten Weisheiten und offenbart damit, wie machtvoll wir tatsächlich sind und wie viel Einfluss wir auf unsere eigene Evolution haben. Nach der konventionellen darwinistischen Theorie ist Evolution ein sehr langsamer und gradueller Prozess, der in Millionen von Jahren Arten hervorbringt und verändert. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen jedoch, dass die Evolution eigentlich aus langen, relativ ereignisarmen Zeiten besteht, die immer wieder von plötzlichen, dramatischen Umwälzungen durchbrochen werden. Diese Umwälzungen sind die Zäsuren – Punktualisierungen genannt –, die den Verlauf der Evolution prägen und zu neuen Lebensformen führen. Unsere Zivilisation befindet sich in einem Zustand der Zerrüttung und Auflösung. Wir bedürfen dringend eines evolutionären Fortschritts und haben keine Zeit für langsame, allmähliche Entwicklungen. Doch die Krise, in der wir stecken, zeigt uns, dass wir uns offenbar bereits mitten in einer solchen Umwälzungsphase befinden.
Steve: Die drängendste Frage lautet vielleicht: Ist diese Punktualisierung ein Fragezeichen? Oder ein Ausrufungszeichen? Oder traurigerweise nichts als ein Endpunkt? Die Leute merken, dass etwas im Gange ist. In den Nachrichten hören sie von der Endlichkeit der Ressourcen, vom Klimawandel und der Bevölkerungsexplosion. Die Atomkriegsuhr* bewegt sich bedrohlich nahe auf Mitternacht zu, religiöse Menschen sprechen von »Endzeiten«. Gleichzeitig erkennen wir auch, wie sehr die ganze Menschheit miteinander verbunden ist. Am deutlichsten wird das am Internet, durch das wir rund um die Welt mit Lichtgeschwindigkeit Nachrichten versenden und empfangen können. Diese unmittelbare Kommunikation macht aus der Welt ein globales Dorf. Alles hängt zusammen, alles steht miteinander in Beziehung. Als Beweis dafür beobachten wir, wie die Wissenschaft den sprichwörtlichen Berg des Wissens und der Weisheit erklimmt, um auf dem Gipfel Buddha zu begegnen.
Wenn wir Bruces wissenschaftliche Erkenntnisse über den Körper mit meinem Wissen über Spiritualität und Politik verbinden, wird deutlich, dass alles zu der gleichen Schlussfolgerung führt: Wir leben in einer Welt der Beziehungen. Niemand kann dem entkommen. Wir sitzen alle im selben Boot. Mit dieser Einsicht geht unsere Erkenntnis einher, dass die alte Art, die Dinge zu sehen und zu erklären, uns nicht mehr hilft, uns über unsere Situation zu erheben und das Neue zu beschreiten. Unser Überleben steht auf dem Spiel. Wir brauchen ein neues Paradigma. Wir brauchen eine spontane Evolution. Deswegen schreiben wir dieses Buch.
* Die Atomkriegsuhr (doomsday clock, eigentlich »Uhr des Jüngsten Gerichts«) ist eine symbolische Uhr, welche die Zeitschrift Bulletin of the Atomic Scientists verwendet, um der Öffentlichkeit zu verdeutlichen, wie groß – nach Meinung der Wissenschaftler – das derzeitige Risiko eines Atomkrieges ist. Die Entscheidungen trifft der BAS-Aufsichtsrat gemeinsam mit einem Sponsorenrat, in dem 18 Nobelpreisträger vertreten sind. (Quelle: Wikipe- dia; Anm. d. Übers.)
Einleitung
Eine universelle Liebesgeschichte
Dies ist eine Liebesgeschichte – eine universelle Liebesgeschichte, denn das ganze Universum ist beteiligt: Sie, wir, jeder lebendige Organismus. Der erste Akt begann vor Milliarden von Jahren, als eine Lichtwelle der Sonne mit einem Materieteilchen zusammenstieß. Dieser Funke der Liebe zwischen Vater Sonne und Mutter Erde brachte auf dieser blaugrünen Kugel ein Kind hervor, und dieses altkluge Kind namens Leben betrachtet diese Erde seitdem als seine Spielwiese und hat sich in zahllosen wundervollen Formen vervielfältigt. Manche dieser Formen sind heute noch um uns, doch viele sind bereits ausgestorben und werden uns immer unbekannt bleiben. Vor etwa 700 Millionen Jahren hob sich der Vorhang für den zweiten Akt, als gewisse Einzeller beschlossen, dass sie das Single-Leben satt hatten. In irgendeiner Einzeller-Sprache sagten sie zueinander: »Baby, I need your lovin’«, wandten sich einander zu und erschufen so den Vielzeller. Der dritte Akt fing vor über einer Million Jahren an, als sich die vielzelligen Organismen zu einem Wesen entwickelten, das über Bewusstsein verfügte: Der Mensch betrat die Bühne. Dank seines Bewusstseins konnte sich das Leben selbst beobachten, reflektieren und seine eigene Zukunft gestalten. Das Leben konnte Liebe und Freude erfahren. Es lernte sogar, über sich selbst zu lachen und Bücher zu schreiben, so wie dieses hier.
Im vierten Akt rotteten sich die Menschen in verschiedenen Gruppen zusammen und teilten den Globus in Nationalstaaten auf. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt nähern wir uns dem Ende dieses Aktes, ohne zu wissen, ob das Schauspiel hier zu Ende ist – wie eine der griechischen Tragödien, die immer traurig und schlecht enden. Angesichts unserer chaotischen Welt mit all dem menschlichen Fehlverhalten und den Umweltkrisen scheint der Zusammenbruch unaufhaltsam. Doch zu unserem Glück kannten die alten Griechen auch Komödien – Stücke voller Lachen, Freude, Fröhlichkeit und Liebe.
Spontane Evolution erzählt davon, wie wir sicher vom vierten zum fünften Akt gelangen können. Das Gute dabei ist: Biologie und Evolution sind auf unserer Seite. Allen lebendigen Organismen wohnt der Trieb zum Überleben inne. In der Wissenschaft nennt man das den biologischen Imperativ. Im Gegensatz zu den Lehren der konventionellen Wissenschaft und der Religion verläuft die Evolution weder zufällig noch vorherbestimmt, sondern ähnelt eher einem intelligenten Tanz der Organismen mit ihrer Umwelt. Wenn die Bedingungen reif sind – sei es durch Krisen oder durch Möglichkeiten –, ereignet sich das Unvorhersehbare und die Biosphäre findet auf einer höheren Kohärenzebene wieder in ihr Gleichgewicht.
Spontanheilungen betrachten wir meist als Wunder, vielleicht als einen Gnadenakt Gottes, aber wenn wir genauer hinschauen, sehen wir, dass dort etwas anderes am Werk ist: Häufig waren diese glücklichen Individuen bewusst oder unbewusst an ihrer Heilung beteiligt, indem sie ihre Überzeugungen und ihr Verhalten auf grundlegende Weise geändert haben. Der Ausgang der Geschichte des menschlichen Lebens auf der Erde ist offen. Ob es einen fünften Akt geben wird, hängt davon ab, ob wir Menschen bereit sind, unsere individuellen und kollektiven Überzeugungen und Verhaltensweisen zu ändern und ob wir das rechtzeitig schaffen. Seit Jahrtausenden verweisen unsere spirituellen Lehrer auf die Liebe. Jetzt kann die Wissenschaft das bestätigen. Wir alle sind Zellen im Körper des riesigen Superorganismus Menschheit. Und weil wir einen freien Willen haben, können wir uns entscheiden, uns auf die neue Entwicklungsebene aufzuschwingen und zu diesem Superorganismus zu werden oder wie die Dinosaurier am Wegesrand liegen zu bleiben.
Die Religionen, die aus der sogenannten »Wiege der Zivilisation« hervorgingen – dem fruchtbaren Halbmond, dem heutigen Irak, der ironischerweise Gefahr läuft, diese Region auch zum Grab dieser Zivilisation zu machen –, alle diese Religionen beruhten auf dem Glauben, durch einen Erlöser gerettet zu werden. Vielleicht wird das Auftauchen des Messias im fünften Akt aus dem Stück des Lebens doch noch eine menschliche Komödie machen. Alle guten Komödien brauchen eine Pointe. Die Pointe unseres Stückes lautet: Die Antwort auf unsere Gebete sind wir selbst.
Der Aufstieg des Phönix
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt starren viele Menschen ängstlich auf die verstörenden Symptome für den Niedergang der Zivilisation. Doch diese kurzsichtige Perspektive hindert uns daran, das Licht in der Dunkelheit wahrzunehmen. Ob man dieses Licht nun Liebe oder Erkenntnis nennen will – seine Flamme leuchtet Tag um Tag heller. Sie offenbart, dass sich diese Zivilisation buchstäblich in einem Geburtsprozess befindet, bei dem das alte Paradigma abfallen und ein neues hervortreten wird. Dieses Evolutionsmuster ähnelt dem Mythos des Phönix, eines heiligen Feuervogels der ägyptischen Überlieferung. Am Ende seines Lebens errichtet der Phönix ein Nest aus Zimtzweigen und entzündet es. In dem Feuer gehen Nest und Vogel unter, doch aus der Asche erhebt sich ein neuer, junger Phönix, dem das gleiche Schicksal vorbestimmt ist. Eine moderne Version dieses Mythos erzählt der Film Der Flug des Phönix, der ein episches Beispiel für Konfliktlösung und Transformation zeigt: Die Geschichte beginnt damit, dass sich die Mannschaft einer Ölförderstation in der Sahara auf den Heimweg begibt. Kurz vor dem Abflug stößt ein Fremder hinzu und fliegt mit. Die zweimotorige Maschine stürzt über der Wüste ab, Mannschaft und Passagieren droht der Tod durch Verdursten. Räuberische Nomaden sind den Bruchstücken des Flugzeugs bis zur Absturzstelle gefolgt. Angesichts all dieser Bedrohungen versucht die Gruppe, einen Ausweg zu finden. Wie in der wirklichen Welt findet zunächst ein Machtkampf statt. Wer wird ihn gewinnen – der Stärkste oder derjenige, der die Ressourcen verwaltet? Letztendlich keiner von beiden. Kurz bevor sich die Gruppe durch ihre Streitigkeiten selbst zu vernichten droht, entscheiden sie sich für die ungewöhnliche Lösung des Fremden, der sich als Flugzeugkonstrukteur ausgibt. Er schlägt vor, aus den Wrackteilen ein neues Flugzeug zu bauen. Die Gruppe hat keine Alternative, als es auszuprobieren. Die neue Vision gibt ihnen die Kraft, sich zusammenzuraufen und das Unmögliche zu wagen. In echter Hollywood-Manier erhebt sich das klapprige Fluggefährt in allerletzter Minute unter den Schüssen der angreifenden Nomaden zu seinem Jungfernflug. Die Geschichte einer zusammenbrechenden Struktur und eines neu Entstehenden wird in der Biosphäre ständig wiederholt. Das Leben befindet sich in einem konstanten Zustand der Wiedergeburt.
Unsere »Humanifestation«
Falls Sie sich nur schwer vorstellen können, wie wir je aus der gegenwärtigen Krise zu einer liebevoll funktionierenden Welt finden sollen, denken Sie doch mal an die Geschichte einer anderen Transformation: Stellen Sie sich vor, Sie sind eine unter Millionen Zellen einer Raupe. Die ganze Struktur um Sie herum hat eine Weile wie eine gut geölte Maschine funktioniert, doch die Welt des Larvenzustands kommt unabwendbar auf Sie zu. Eines Tages beginnt die Maschine zu stottern. Das System fängt an, zusammenzubrechen. Zellen begehen Selbstmord. Es herrscht eine Atmosphäre von Zerfall und drohender Vernichtung.
Doch mitten in der sterbenden Population tauchen neue Zellen auf, sogenannte imaginale Zellen. Sie sammeln sich und beschließen, aus den Wrackteilen etwas ganz Neues zu erschaffen. Und so erhebt sich eines Tages aus den Ruinen eine großartige Flugmaschine – ein Schmetterling – und erlaubt den überlebenden Zellen, der Asche zu entkommen und eine herrlichere Welt zu erleben, als sie sich je vorstellen konnten. Das wirklich Erstaunliche daran: Die Raupe und der Schmetterling haben genau die gleiche DNA. Es ist der gleiche Organismus, der zu unterschiedlichen Zeiten andere Organisationssignale empfängt und verarbeitet.
An diesem Punkt stehen wir heute. Wenn wir die Zeitung lesen und die Nachrichten verfolgen, erfahren wir das Neueste aus der Raupenwelt. Und gleichzeitig erwachen überall imaginale menschliche Zellen und wissen um eine neue Möglichkeit. Sie sammeln sich, kommunizieren und stimmen sich auf ein neues, kohärentes Liebessignal ein. Dabei lernen sie, dass Liebe kein süßlich-kuscheliges Gefühl ist, sondern eine Schwingung: Sie liefert den entscheidenden Klebstoff, um die neue Flugmaschine zu bauen und die Bestimmung der Menschheit zu manifestieren – das Mittel zur »Humanifestation«. Höchstwahrscheinlich gehören auch Sie zu jenen imaginalen Zellen, die zur Geburt dieser neuen Version der Menschheit beitragen. Auch wenn es nicht so aussieht: Die Zukunft liegt in unseren Händen. Um diese Zukunft zu sichern, müssen wir uns allerdings zuerst mit dem Wissen darüber stärken, wer wir wirklich sind.
Ein fundiertes Verständnis davon, wie unsere Programmierungen unser Leben formen und wie wir diese Programmierungen ändern können, wird uns helfen, unsere Bestimmung neu zu definieren. Spontane Evolution beruht auf der Vorstellung, dass auf diesen Planeten eine Wunderheilung zukommen kann, wenn wir die kollektive Verantwortung dafür übernehmen, gemeinsam den »Garten« zu pflegen, statt den Rasen nur zu nutzen, um uns die Köpfe einzuschlagen. Ist diese Überzeugung wirklich in den Herzen und Köpfen einer kritischen Anzahl von Menschen verankert und leben diese Menschen aus dieser Überzeugung heraus, dann wird unsere Welt aus der Dunkelheit auferstehen, und zwar auf eine Weise, die einer Spontanheilung oder einer spontanen Evolution gleicht. Wir hoffen, dass Sie nach der Lektüre dieses Buches die Programmierungen der Vergangenheit, das gegenwärtige Wissen und die zukünftigen Möglichkeiten besser durchschauen. Vor allem werden Sie hoffentlich wissen, wie Sie – ja, wir alle gemeinsam – unsere individuellen und kollektiven Programmierungen so ändern können, dass wir die Welt erschaffen, von der wir immer geträumt haben.
Bruce H. Lipton und Steve Bhaerman März 2009
Spontanheilung
»Ich habe gute Neuigkeiten. Es wird tatsächlich Frieden auf Erden geben. Ich hoffe nur, dass wir Menschen noch da sein werden, um uns daran zu erfreuen.« Swami Beyondananda
Frei nach dem amerikanischen Revolutionär Tom Paine kann man sagen, dies sind beschwerliche Zeiten für die Seele. Irrsinn und Funktionsstörungen scheinen unvermeidbar. Früher träumten wir noch davon, auf eine einsame Insel oder in die hohen Berge zu entfliehen, um dort unsere geistige Gesundheit zu pflegen und zu genießen. Doch inzwischen kann man nicht mehr fliehen. Wohin auch? Der radioaktive Regen nach Tschernobyl hat vor keinen Nationalgrenzen haltgemacht. Die Luftverschmutzung aus China weht auch über den Himalaja. Ins Meer verklappter Giftmüll treibt an paradiesische, exotische Strände. Die Luft, die wir atmen, und das Wasser, das wir trinken – alles gehört zu unserem empfindsamen, eng verknüpften Ökosystem. Doch wir leben nach den Maßstäben unseres »Ego-Systems«, das eine Berücksichtigung derart unbequemer Wirklichkeiten leider nicht zulässt. Von Albert Einstein stammt der berühmte Satz, dass ein Pro- blem nicht auf der gleichen Ebene gelöst werden kann, auf der es entstanden ist. Diese Aussage war niemals zutreffender als heute, da scheinbar alle unsere Realitätschecks ins Wanken geraten sind. Es ist offensichtlich, dass wir unsere Probleme nicht lösen, indem wir so weitermachen wie bisher. Mehr Waffen bringen nicht mehr Frieden. Mehr Gefängnisse reduzieren nicht die Kriminalität. Ein teureres Gesundheitssystem macht uns nicht gesünder, genauso wenig wie uns mehr Informationen weiser machen.
Statt uns auf die Bewältigung der Krisen zu konzentrieren, werden wir verlockt, in Süchte und Ablenkungen zu entfliehen, um uns zu beschäftigen und passiv zu halten. Doch die Wirklichkeit funkt immer wieder dazwischen. Alles scheint auf eine unaufhaltsame, überwältigende Krise hinauszulaufen. Jene von uns, die Kinder und Enkel haben, sorgen sich, was für eine Welt wir ihnen und ihren Kindern hinterlassen. Anfang 2007 wurde die Atomkriegsuhr auf fünf vor zwölf gestellt. Seit 1945 – jenem Jahr, in dem die erste Atombombe geworfen wurde – zeigt sie die Gefahr eines nuklearen Holocaust an und war der Weltuntergangsstunde seither nur einmal so nahe, nämlich 1953, als die Sowjets ihre erste Wasserstoffbombe zündeten. Diese Bewegung der Zeiger in unserer Zeit repräsentiert nicht nur die größere atomare Bedrohung, sondern auch die Gefährdung unseres Überlebens durch die Zerstörung der Biosphäre, der Meere und des Klimas, jener »Bedrohungen ohne Feinde«, wie Lord Martin Rees, der Präsident der Royal Society, es nannte.
Tatsächlich gibt es Feinde, aber sie bestehen aus falschen, sich selbst bestätigenden Geisteshaltungen und den aus ihnen hervorgehenden überflüssigen Institutionen. Angesichts der verstörenden Nachrichten, dass die Auswirkungen der globalen Erwärmung viel früher erhebliche Ausmaße annehmen könnten als erwartet, und angesichts der Beobachtung, dass dies in einem System stattfindet, das sich beharrlich weigert, sich zu verändern, sieht es immer mehr so aus, als ob diese Welt wirklich eine Wunderheilung braucht: gleichsam eine Spontanheilung von einem fortgeschrittenen tödlichen Krankheitsverlauf. Nachdem wir die Misere unserer Zivilisation mithilfe neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse eruiert haben, freuen wir uns, Ihnen mitteilen zu dürfen, dass in der Dunkelheit unserer Krise tatsächlich goldene Chancen liegen. Wer bereit ist, sich der Situation zu stellen und sich mit anderen zusammenzutun, wird dazu beitragen, aus der bedrohlichen Lage fantastische Alternativen zu entwickeln. Die Spontanheilung, nach der wir streben, scheint davon abhängig zu sein, dass unsere Zivilisation die Grundlage unseres Daseins nicht mehr nur im Überleben des Einzelnen sieht, sondern sie um das Überleben der Art erweitert. Dies ist unsere fundamentale evolutionäre Aufgabe, unser biologischer Imperativ.
Zugunsten dieser Spontanheilung ist es notwendig, dass wir individuell und kollektiv viele der Grundannahmen unserer Gesellschaft überprüfen: Was sich dabei als unpassend oder unvollständig erweist, muss überarbeitet und in neuer Weise in die Zivilisation eingebaut werden. Sobald wir begreifen, was uns die Wissenschaft heute über unser wahres Sein lehrt, werden die Strukturen, die uns von dieser Wahr- heit getrennt haben, zugrunde gehen – ein neuer Weg wird sich zeigen. Wir hoffen, mit Spontane Evolution die Lücke zu füllen zwischen unserem heutigen Kenntnisstand und dem, was wir zur Manifestation dieser Spontanheilung wissen müssen.
Allerdings sind einige dieser wissenschaftlichen Erkenntnisse so weit von dem entfernt, was konventionell als richtig angesehen wird, dass selbst Wissenschaftler sie kaum glauben können. Sollte es Ihnen Schwierigkeiten bereiten, zu begreifen, dass die Realität nicht so ist, wie wir immer gedacht haben, befinden Sie sich in bester akademischer Gesellschaft. Also schnallen Sie sich bitte an, machen Sie die Augen auf und halten Sie sich gut fest, denn Ihnen steht das größte Abenteuer Ihres Lebens bevor. Erkennen wir unsere Rollen als erwachte und bewusste Zellen des Körpers der Menschheit; nehmen wir alle bewusst am bedeutendsten und herausragendsten Augenblick der Geschichte dieses Planeten teil, dann werden wir erleben, wie sich aus diesem Chaos in einem spontan aufflammenden Erscheinen eine neue, harmonische Ordnung materialisiert.
Woher wir das wissen? Aus der Wissenschaft. Ach, wirklich? Wenn uns tatsächlich so eine wundervolle Wirklichkeit bevorsteht, warum scheinen die Dinge dann immer chaotischer und vereinzelter zu werden? Die Antwort lautet: Diese Krisen sind nur ...